RESALE – neue Chancen für den Retail? (August 2024)
Domino Konkret Newsletter vom August 2024
Zwei Verhaltensmuster spielen bei den Konsumenten derzeit eine herausragende Rolle und ergänzen sich dabei in fast schon märchenhafter Symbiose. Das wirkt sich auch auf die Entwicklung in den 1A-Lagen der Innenstädte aus.
Sparen müssen und gleichzeitig die Umwelt entlasten wollen: Selten waren bislang zwei vordergründig so unterschiedlich scheinende Zielvorgaben mit einem Prinzip erreichbar. Immer mehr Mode-Anbieter entwickeln eine dazu passende Marketing-Erzählung und suchen nach geeigneten Vertriebsformen. „Old is the new Gold“ formuliert beispielsweise Kiloshop und weist auf der Website darauf hin, dass man die Art und Weise, wie Mode konsumiert wird, mit einem auf Recycling und Umweltfreundlichkeit ausgerichteten Ansatz verändern will. Etwas anders formuliert es hessnatur mit dem Slogan „In jedem Ende steckt auch ein neuer Anfang“.
Bislang wurden gebrauchte Dinge überwiegend privat auf Flohmärkten, in meist eng bestückten Second-Hand- oder Vintageläden in Rand- und Nebenlagen der Städte oder aber online über ebay verkauft. In den meisten Fällen war bei besonders preisbewussten Einkäufen ein Restrisiko bzgl. Gewährleistungen, Echtheit oder Zahlungsabwicklungen nicht auszuschließen. Der Wunsch nach mehr Käuferschutz bei gleichzeitig wachsendem „öko-sozialen Bewusstsein“ (Zunkunftsinstitut) in der Bevölkerung haben dazu geführt, dass sich nun auch große Einzelhandelsunternehmen professionell mit dem Thema Resale befassen. Dieser Begriff bezeichnet den Prozess, den Produkte durchlaufen, wenn sie aus zweiter Hand wiederverkauft werden.
Bundesweit eröffnen derzeit neue Einzelhandelskonzepte der „Second-Sale-Kultur“ wie beispielsweise Picknweight, kiloshop, vintageschuppen, resales/Texaid, u.a. neue Verkaufsflächen in den 1A-Lagen der Innenstädte. Wer diese Läden besucht, ist nicht mehr „knapp bei Kasse“, sondern zeigt, dass er oder sie einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten will.
Die offensichtlichen Erfolge dieser neuen „Vintage-Strategie“, die bei Autos, Unterhaltungselektronik und Büchern längst Usus ist, verbreitet sich mittlerweile zunehmend auch bei Markenartiklern im Bereich Kleidung und Mode.
Bereits seit 2021 verkauft Globetrotter in allen Filialen Ausrüstung aus Zweiter Hand und kauft diese dort auch von den Kundinnen und Kunden an. Seit 2022 ist dieses Angebot online verfügbar – zunächst mit Unterstützung eines externen Anbieters. Nun wird der Shop in Eigenregie betrieben. Ebenso handelt inzwischen H&M „handverlesene Secondhand-Stücke“ online nach dem Motto „Pre-loved shoppen”. Das Wiederverkaufsprogramm „Reconsidered“ des US-amerikanischen Sportschuh-Anbieters New Balance wird nicht nur über Onlineshops abgewickelt, sondern findet als Pilotprojekt auch in acht ausgewählten US-amerikanischen Läden statt.
Laut PwC Germany ist Secondhand im Aufwind und wird in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Das gilt besonders für den Bereich Mode. 2022 lag das Volumen weltweit bei 112 Milliarden Euro. Bei jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 16 Prozent werden es nach Ansicht der PwC-Experten bis 2025 rund 184 Milliarden Euro sein. Der deutsche Secondhand-Umsatz für Mode dürfte zu dieser Summe fünf bis sechs Milliarden Euro an Marktvolumen beisteuern.
Es bleibt also abzuwarten, ob der Trend hin zu gebrauchten „Vintage-Artikeln“ bei gleichzeitigem Bedürfnis nach einem risikofreien Einkauf wieder dazu führt, dass die Präsenz vor Ort und damit der stationäre Einzelhandel in den Fußgängerzonen mittel- bis langfristig gestärkt werden. Zu wünschen wäre es.
Das Geschäft mit Sport boomt
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist der Umsatz von Sport- und Campinggeschäften von 2013 bis 2023 real um 41,5% gestiegen und damit deutlich stärker als der Umsatz im stationären Einzelhandel insgesamt. Dieser setzte im selben Zeitraum real 9,1% mehr um.
Nach pandemiebedingten Rückgängen in den Jahren 2020 und 2021 (-4,5% beziehungsweise -0,3%) führte der Facheinzelhandel mit Sport- und Campingartikeln seine positive Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre fort. Im Jahr 2022 stieg der reale Umsatz um 13,3%, gefolgt von +2,5% im Jahr 2023.
Die Renaissance der stationären Einzelhandelsflächen in den Vereinigten Staaten – kommt der Trend auch nach Deutschland?
In den Vereinigten Staaten wächst trotz der steigenden Nachfrage im Online-Handel die Zahl der Ladengeschäfte. Diese Entwicklung könnte bald auch in Deutschland zu beobachten sein, da Trends aus den USA häufig mit einer gewissen Zeitverzögerung hierzulande Einzug halten.
Doch warum ist das so? Fachmedien erklären den Trend mit dem Bedürfnis der Verbraucher nach einem unmittelbaren Einkaufserlebnis und nach sozialer Interaktion sowie der Fähigkeit des stationären Handels, den Umsatz stärker zu fördern als der digitale Handel.
Douglas Group hebt Umsatzprognose
Die DOUGLAS Group hat ihre Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2023/24 auf rund 8,5% angehoben. Diese Entscheidung folgt auf eine anhaltend positive Geschäftsentwicklung und starke vorläufige Zahlen für das dritte Quartal und die ersten neun Monate des Geschäftsjahres. Im Vergleich zum Vorjahr strebt das Unternehmen nun eine bereinigte EBITDA-Marge von etwa 18,5% an, nachdem sie im Vorjahr bei 17,7% lag.
Das dritte Quartal 2023/24 verlief für die DOUGLAS Group erfolgreich, mit einem Anstieg des Konzernumsatzes um 7,3%. Sowohl das Filialgeschäft als auch der E-Commerce trugen zu diesem Wachstum bei, mit Zuwächsen von 7,2% bzw. 7,5%. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres stieg der Konzernumsatz um 8,7% auf 3,5 Milliarden Euro.
Innenstadtansicht
Fast direkte Nachbarn: Die neuen Shops von Picknweight und Kiloshop in Freiburgs bester City-Lage. © Foto: Archiv Domino