Personal als wichtiger Planungsfaktor bei Expansions-Entscheidungen (Oktober 2024)
Domino Konkret Newsletter vom Oktober 2024
Mittlerweile ist der zunehmende Personalmangel eine der größten Herausforderungen für viele hierzulande überhaupt noch expansionsbereite Branchen. Auch für den Einzelhandel trifft dieser Befund zu, was von den Westfälischen Nachrichten kürzlich als zumindest “in dieser Dimension überraschend” eingeordnet wurde.
Schon in der jüngsten Vergangenheit haben in einzelnen Regionen Deutschlands Personalengpässe im innerstädtischen Handel zu Belastungen geführt - je nach Handelsbranche und lokalen Arbeitsmarktbedingungen mit ungünstigen Auswirkungen:
Eingeschränkte Öffnungszeiten sorgen für einen zusätzlichen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zum „jederzeit geöffneten“ Onlinehandel.
Mitarbeiter, welche eine größere Anzahl an Kunden bedienen müssen, sind bei suboptimaler Personalstärke schneller überlastet und können weniger Servicequalität liefern, verursachen letztlich aber dennoch lange Wartezeiten für die Ladenbesucher.
Kosten für periodische Leiharbeiter oder Überstundenzuschläge als Anreiz für das verbliebene Personal treiben die Flächenproduktivität der einzelnen Geschäfte nach unten.
Diese früher nur vereinzelt auftretenden Probleme zeigen sich inzwischen flächendeckend und branchenübergreifend. Lösungswege für einen zumindest ansatzweisen Abbau dieser Herausforderungen sind insbesondere deswegen nicht trivial, weil die Entwicklung das Ergebnis einer Häufung struktureller Veränderungen ist - vom demografischen Wandel bis hin zu veränderten Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt wie beispielsweise dem erleichterten Zugang zum Bürgergeld. Hinzu kommen neue fachliche Anforderungen an das Personal, die weit über die eigentlich notwendigen Produktkenntnisse hinausgehen.
Die durch Online-Recherchen vorinformierten Kunden erwarten gleiches Wissen zu Qualität & Preisvergleich auch bei ihrem Gegenüber im Ladenlokal. Mittlerweile übliche Click & Collect-Anfragen müssen oftmals über unterschiedliche Vertriebskanäle abgewickelt werden, was allgemein zu einem anspruchsvollen Umgang mit digitalen Kassensystemen führt und somit IT-Basic-Wissen voraussetzt. Und das alles bei vergleichsweise geringer Bezahlung und für viele Arbeitnehmer unattraktiven Arbeitszeiten, die nicht „Home-Office-kompatibel“ sind.
Der Personalmangel ist also längst nicht mehr lediglich ein lokales oder temporäres Problem. Bei anstehenden Entscheidungen zum Ausbau oder zu Anpassungen des bestehenden Filialnetzes ist die Aussicht auf qualifiziertes Personal inzwischen ein elementares Entscheidungskriterium, das letztlich Auswirkungen sowohl auf die Flächennachfrage und mögliche Flächenkonzepte als auch auf die Mietvertragsverhandlungen in den 1A-Lagen hat:
Einzelhandelsfirmen eröffnen mittlerweile aus Personalmangel weniger neue Standorte als ursprünglich geplant und versuchen zunächst Bestandsfilialen zu optimieren. Falls vorhanden werden dabei auch mehrere Verkaufsflächen in einer Stadt zusammengelegt und mehrgeschossige Objekte, die besonders viel Personal erfordern, verlagert, sobald sich eine passende Möglichkeit findet.
Auch an etablierten, eigentlich zufriedenstellend laufenden Standorten wird stetig nach Wegen gesucht, um auf bestehenden Flächen mit weniger Personal auszukommen. So berichtete die Lebensmittelzeitung beispielsweise Anfang September, dass Edeka an Theken die Bedienung einschränkt, Textiler wie Uniqlo arbeiten vermehrt mit Self-Checkouts, und dies selbst in exponierten Lagen.
Der aus den Personalproblemen resultierende Kostendruck führt dazu, dass die Unternehmen aus Gründen der Risikominimierung vermehrt auf flexiblere Mietverträge und bessere Konditionen drängen. In den 1A-Lagen mit traditionell hohe Mieten sucht man mittlerweile nach Vermietern, die bereit sind, sich auch auf Umsatzmieten oder kürzere Vertragslaufzeiten einzulassen, um so das finanzielle Risiko zu minimieren.
Fazit: Das Personal wird zum zentralen Planungsfaktor für die Standortwahl bei Expansionsentscheidungen
Schon immer waren viele Faktoren zu berücksichtigen, wenn neue Flächen angemietet wurden.
Allerdings kam es zuletzt häufiger vor, dass Läden nicht oder nur mit Verspätung vermietet werden konnten, weil viele Filialisten vermehrt überprüfen, ob vor Ort überhaupt genügend Fachpersonal zu finden ist. Dies kann den Vermietungsprozess über mehrere Wochen hinweg verzögern oder schlimmstenfalls sogar zum Abbruch der Verhandlungen führen.
Eigentümer, bei denen sich ein Mieterwechsel abzeichnet, sollten sich also auf diese veränderten Gegebenheiten einstellen und sich frühzeitig informieren.
Rufen Sie uns an, wenn Sie Beratungsbedarf haben – Sie erreichen Frau Dipl. Ing. Architektin Marianne Dickmann unter 0231 - 559 8410 oder per Mail: dickmann@domino-dortmund.de für weitere unverbindliche Informationen.
Gemischte Stimmung: Variation der Branchen
Die Stimmung im Einzelhandel ist getrübt - aber nicht bei allen, berichtete das Manager Magazin mit Bezug auf den aktuellen IFO-Index, der insgesamt eher pessimistisch ausfiel. Jedoch war innerhalb der Branchen ein klarer Unterschied zu beobachten: Bei Bekleidung, Möbel, Baumärkten und Interior wurde die Lage negativ eingeschätzt. Dagegen hätten Fahrrad-, Unterhaltungselektronik- und Lebensmittelhändler von einer Verbesserung der Geschäftslage berichtet.
Obergrenzen zur Innenstadt-Wiederbelebung?
Die Stadtinitiative Heilbronn fordert gemeinsam mit der örtlichen CDU-Fraktion eine „Obergrenze für Döner-Läden“, wie die gedruckte WELT am 2. Oktober vermeldete. Dabei gehe es aber auch um „Barbershops, Nagelstudios und Handyläden“. Das Ziel sei, die „Attraktivität der Innenstadt für unterschiedliche Zielgruppen“ wieder zu erhöhen. Um zu überprüfen, wie und ob dies möglich sei, war jüngst ein Gutachten an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC in Auftrag gegeben worden. Die Ergebnisse dieser Studie zogen bundesweite Aufmerksamkeit auf sich: „Das Interesse ist enorm. Viele Städte stehen vor ähnlichen Herausforderungen“ wird aus Heilbronn berichtet. Zumindest „bestimmte Geschäftsmodelle“ könnten demnach womöglich eingeschränkt werden. Allerdings dürfe man nicht Ursache und Wirkung durcheinanderbringen, gab es auch nachdenkliche Kommentare verbunden mit dem Hinweis, dass anstelle von Döner-Läden mancherorts dann wohl nur noch Leerstand zu erwarten sei.
Tedi expandiert weiter
„In wirtschaftlich schwierigen Zeiten schlägt die Stunde der Discounter – und das nicht nur bei Lebensmitteln“, schrieb dazu das Handelsblatt. Tedi habe im vergangenen Jahr in Europa 333 Filialen eröffnet, davon 94 in Deutschland, wie Tedi-Chef Petar Burazin zitiert wird. Auch weiterhin solle kräftig expandiert werden.
Innenstadtansicht
"Vereinfachte" Bewerbung direkt im Laden © Archiv DOMINO